Wieso das Internet of Things für mich bereits Realität ist

21. Mai 2020
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21. Mai 2020 sensiotyadm

Vibrierender Lebensretter

Soeben hat meine Garmin Smartwatch vibriert und mich auf die drohende Unterzuckerung aufmerksam gemacht. Zum Glück kann ich noch rechtzeitig reagieren und mittels einer Flasche Cola Schlimmeres verhindern.

Unterzuckerungen können dank frühzeitiger Warnung verhindert werden

Für mich ist diese Situation nichts Ungewöhnliches, denn ich bin Typ 1 Diabetiker und muss meinen Blutzucker mittels Insulinpumpe selber regulieren. Da kommt es manchmal vor, dass man sich bei der Schätzung der Kohlenhydrate (Zucker) verschätzt und zu viel Insulin spritzt. Die Folge ist dann eben eine Unterzuckerung.

Ein Sensor im menschlichen Körper

Die Warnung der Garmin Smartwatch ist für mich keine Science-Fiction mehr. Seit einem Jahr trage ich den FreeStyle Libre Sensor. Konzipiert wurde dieser als Flash-Glucose-Messsystem. Das bedeutet, ich muss den Blutzucker nicht mehr durch schmerzhafte Kapillarblutproben messen, sondern kann den Blutzuckerwert über Nahfeldkommunikation (Near Field Communication), kurz NFC, mit dem Smartphone oder dem Lesegerät direkt ablesen. Dieses neue System wird von der Krankenversicherung übernommen und ist von den Kosten her vergleichbar mit herkömmlichen Blutzuckermessstreifen. Ein gewaltiger Vorteil ist aber, dass ich nicht nur einen Wert, sondern die Werte der letzten acht Stunden sehen kann. So lässt sich der Verlauf des Blutzuckers vorhersagen. Ich kann also bereits vor einer drohenden Unterzuckerung reagieren.

 

Eingeschränkte Verfügbarkeit von kontinuierlichen Systemen

Ähnliche Systeme gibt es schon seit einiger Zeit auf dem Markt, sogenannte CGM-Systeme (Continuous Glucose Monitoring Systeme). Ihr Vorteil ist die kontinuierliche Überwachung und Alarmierung bei drohender Unter- oder Überzuckerung. Letzteres kann der FreeStyle Libre Sensor nicht. Der Wert muss aktiv mittels NFC-Messung vom Sensor abgelesen werden. Es findet keine Übertragung per Bluetooth statt. CGM-Systeme sind jedoch mehr als doppelt so teuer und werden deshalb von der Krankenversicherung nicht in jedem Fall übernommen.

Günstige Lösung dank Open-Source

Doch wie kann ich trotzdem von den Vorteilen eines CGM Systems profitieren?

Findige Entwickler haben kleine Brücken-Geräte entwickelt. Mittels Adapter wird der Wert über NFC vom Sensor ausgelesen und per Bluetooth an das Smart Phone übermittelt. Ein solches System ist beispielsweise der MiaoMiao-Reader.

Dazu braucht es ein bisschen Hardware und Open-Source-Software.

Dank dem Open-Source-Projekt Nightscout können die Messwerte über Bluetooth empfangen, in der Cloud gespeichert und an unterschiedliche Endgeräte übermittelt werden. Ein solches Endgerät ist meine Garmin Smartwatch. Auf Wunsch können so zudem auch Angehörige alarmiert werden.

Das Projekt wurde im Jahr 2013 von John Costik ins Leben gerufen. Den Vater eines damals vierjährigen Jungen mit Typ 1 Diabetes störte, dass auf dem Markt keine Lösungen zur Verfügung standen, um Angehörige wie bspw. Eltern über die aktuellen Blutzuckerwerte ihrer Kinder zu informieren. Vor allem in der Nacht kann die fehlende Überwachung zu gefährlichen Situationen führen.

Der nächste Schritt sind die Daten

Nun befasse ich mich mit Data Science und Machine Learning. Ich möchte anhand meiner in der Cloud gespeicherten Diabetes-Daten Muster erkennen, die mir bei der Therapie helfen. Möglich wird dies dank vernetzter Sensoren, Cloud-Anwendungen und Data Science Technologien – alles Bestandteile des Internet of Things, das für mich also bereits die lebensrettende Realität ist.